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"Willst du für mich arbeiten?" Start-ups kämpfen um Talente

Ein Kickertisch reicht in der Regel nicht aus, um junge Talente in die eigene Firma zu locken.

Ein Kickertisch reicht in der Regel nicht aus, um junge Talente in die eigene Firma zu locken.

(Foto: picture alliance / dpa)

Berlin boomt und seine Start-ups sind der Motor. Aber der Treibstoff des Aufschwungs - talentierte und motivierte Arbeitskräfte – ist zunehmend schwerer zu finden.

Das Podium der Seedcamp Session im Juni in Berlin war prominent besetzt. Christian Rebernick, CTO von N26, Ida Tin, Gründerin von Clue und weitere Gründerinnen und Gründer sprachen über ihre Erfahrungen mit Venture Capital Firmen und die Finanzierung ihrer Firmen in der Anfangsphase. Nach ihrem wichtigste Wunsch befragt, äußerten sie sich einstimmig: Mitarbeiter für die Bereiche Development und Design zu finden.

Der "War of Talents" ist in vollem Gange, und Berlin als Start-up City ist mittendrin. Mit ihren vergleichbar geringen Lebenshaltungskosten, einem hohen Freizeitwert und der guten Erreichbarkeit steht die Hauptstadt im internationalen Wettbewerb gut da. Aber die Berliner Unternehmen, seien es Corporates oder Start-ups, stehen auch im Wettbewerb untereinander. Um in diesem Wettbewerb zu bestehen, sind immer stärker kreative Ideen jenseits von Bezahlung, Kicker und Süßigkeitenregalen gefragt.

Auf der Suche nach Sinn

Björn Budack ist Unternehmensberater für Coworking-Anbieter und Business Center. www.bc-con.de

Björn Budack ist Unternehmensberater für Coworking-Anbieter und Business Center. www.bc-con.de

Für die Generation Y, die als "Digital Natives" von allen Start-ups besonders begehrten Millennialls, rückt zunehmend die Frage nach dem Sinn ihres Tuns in den Vordergrund. Nicht nur im Privaten, auch in ihrer täglichen Arbeit möchten die jungen Nachwuchstalente, um die die Start-ups kämpfen, an etwas arbeiten, das Relevanz und einen tieferen Sinn hat als die reine Geldvermehrung.

In seinem Buch "Der Sinn des Unternehmens" sieht der Unternehmensphilosoph Dominic Veken an der Spitze der Arbeitsbedürfnisse für diese Generation "die Möglichkeit, ein Stück weit die Welt zu verändern, die Zukunft zu gestalten, dabei zu sein, wenn etwas wirklich Wegweisendes passiert." Die Firmen von Elon Musk, Tesla oder SpaceX, sind für Veken herausragende Beispiele dafür, wie mit Sinn aufgeladene Firmen Vorteile bei der Rekrutierung der besten Mitarbeiter erzielen.

Ähnlich beschreibt es auch Cornelia Hoppe, Personalchefin des Banking Start-ups N26 aus Berlin: "Unsere Triple AAA-Mitarbeiter werden durch die Vision angezogen, Banking zu revolutionieren." Vor allem die Gründer transportieren diese Vision und können so die Mitarbeiter mitziehen. Im Inneren wird dieser Geist lebendig gehalten, indem zum Beispiel die Anmeldung des hunderttausendsten Kunden ausgiebig gefeiert wurde.

Die Firmenkultur und das in der Öffentlichkeit präsente Branding sind Cornelia Hoppe zufolge wesentliche Stärken von N26 im Kampf um die besten Talente.

Unterstützung beim Onboarding

Neben der Frage nach dem Sinn ihres Tuns stehen für die Generation Y aber auch ganz praktische Fragen im Vordergrund, wie die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes, die in der Umgebung vorhandene Infrastruktur oder flexible Arbeitszeitmodelle.

Als Start-up-City ist Berlin darüber hinaus auch besonders attraktiv für Mitarbeiter, die überregional oder auch international angeworben werden. Hier kann ein professioneller Onboardingprozess helfen, den Schritt an einen neuen Lebensort zu erleichtern.

Persönliche Unterstützung bei der Eingliederung in Berlin leistet beispielsweise Andrés Moreno Salinas, Sales und Relocation Consultant bei Progedo relocation, einer international tätigen Relocation-Agentur. Er und seine Kolleginnen kümmern sich um die Wohnungssuche, organisieren Visa und helfen bei den Formalitäten auf den Ämtern, melden das Auto an oder finden eine Betreuungsmöglichkeit für die Kinder.

War dieser Service lange auf höhere Führungskräfte begrenzt, so ist er seit der zunehmenden Flexibilisierung der Arbeitsmärkte auch für Teamleiter oder Fachkräfte immer stärker nachgefragt. Der "War of Talents" wird international ausgetragen, und wer auf den überregionalen Arbeitsmärkten attraktiv sein möchte, kann sich durch die aktive Unterstützung bei Umzug und Eingewöhnung Vorteile verschaffen.

Attraktives Arbeitsumfeld

Die Wahl seines Büros hat Viktor Becher, Co-Gründer von getsurance.de, gezielt mit Blick auf die Attraktivität für neue Mitarbeiter getroffen. Seit Mai dieses Jahres logiert das junge Insurtech-Start-up in der Berliner Niederlassung von WeWork im Sony Center am Potsdamer Platz.

"Bereits im Bewerbungsgespräch begeistert und überrascht das Büro die neuen Mitarbeiter", sagt Becher. Die ungezwungene Atmosphäre, die Events und die zwanglose Möglichkeit, mit Kollegen oder Nachbarn am Ende des Arbeitstages auf ein Bier ins Gespräch zu kommen sind Vorteile, die er im Coworking Space gegenüber einer klassischen Bürolösung sieht.

Die Bilder der Büroumgebung auf der Facebookseite von getsurance.de haben nach Aussage von  Becher auch geholfen, für zwei neue Mitarbeiter aus Griechenland und Russland attraktiv zu sein. Die Aussicht auf eine internationale Community hat beiden Mitarbeitern den Schritt in die Fremde erleichtert, und die Unterstützung bei der Eingliederung dann zusätzlich zu einem erfolgreichen Start in Berlin geführt.

Welche Strategie ein Unternehmen zu Rekrutierung neuer Mitarbeiter auch immer wählt – der Kampf um die besten Talente wird nur mit hoher Einsatz und frischen Ideen gewonnen. Der Arbeitsmarkt hat sich weltweit gewandelt, und auf diesen Wandel kreativ zu reagieren wird für erfolgreiche Mitarbeitergewinnung unerlässlich werden.

Quelle: ntv.de

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